Über mich - Caroline Reischmann
2016 blieb meine Welt plötzlich stehen. Mein Papa bekam völlig unerwartet die Diagnose eines Gehirntumors, der aggressivsten Art. Ab diesem Tag war nichts mehr wie es war. Jegliche Leichtigkeit war verschwunden und mein Leben fühlte sich schwer, unrealistisch und farblos an. Die Trauer betrat mein Leben, obwohl mein Papa noch lebte.
Ich war damals Mitte 20, mitten in meinem bunten Studentinnenleben und hatte so viele Pläne für die Zukunft, doch vom einen auf den anderen Tag, gab es die unbeschwerte junge Frau, die ich bis dahin war, nicht mehr. Die Trauer begleitete mich nun auf Schritt und Tritt und mein Vertrauen der Welt gegenüber, war erstmal tief erschüttert. Ich durfte meinen Papa vier Monate und bis zu seinem letzten Atemzug begleiten, wofür ich unglaublich dankbar bin.
Nach dem ersten Trauerjahr wurde es für mich nochmal richtig herausfordernd, weil ich damals eine völlig falsche Vorstellung und Erwartungshaltung gegenüber meiner Trauer hatte und mir damit selbst im Weg stand. Ich schreibe heute all das auf, was ich mir schon damals gewünscht hätte zu lesen. Ich schreibe heute hier, um Mut zu machen, deiner individuellen Trauerreise zu vertrauen. Ich möchte dir mit meinen Worten Mut schenken, dein Leben genauso zu leben, wie du das möchtest und deine Trauer als Freundin zu sehen und zu lauschen, was sie dir sagen möchte. Denn für mich ist die Trauer immer die Lösung und nie das Problem. Die Trauer ist die Antwort, auch wenn man die Frage zu diesem Zeitpunkt vielleicht noch nicht einmal kennt.
Heute sehe ich diese magische Gleichzeitigkeit, welche die Trauer mitbringt, als kostbares Geschenk. Denn auch, wenn das Vermissen des Herzensmenschen, wohl ein „Für-immer-Ding“ bleiben wird, hat mich das Fühlen und Vertrauen zu meiner Trauer, erst spüren lassen, was es wirklich bedeutet, das Leben zu leben.